Die Technik

Das Pyrolysekraftwerk – Wärme – Strom – Pflanzenkohle

Das Pyrolysekraftwerk - Wärme - Strom - Pflanzenkohle

Pyrolysekraftwerk in Alpbach: Nachhaltige Energie aus Holz

Ein neues Pyrolysekraftwerk soll Alpbach ab Herbst 2026 mit Strom und Wärme versorgen – aus regionalem Holz und Grün­abfällen. Die Anlage wird rund 100 Gebäude mit 5000 kW Wärme beliefern. Der produzierte Strom wird in das öffentliche Leitungsnetz eingespeist. Als Rohstoff dienen Holz-Hackschnitzel und Waldrestholz aus der Umgebung, die nicht nur klimafreundliche Energie liefern, sondern auch wertvolle Pflanzenkohle für Landwirtschaft und Gartenbau erzeugen. Auf diese Weise können die Bewohner aus Gas und Öl aussteigen, der CO₂-Ausstoß sinkt und die Gemeinde signalisiert eine regionale Energiewende.

Was ist Pyrolyse?

Schematische Darstellung eines Pyrolyse-Reaktors: Unter Sauerstoffmangel (Vakuum) wird Biomasse erhitzt, sodass Dampf/Gas, Aerosole und feste Kohle („Biokohle“) entstehen. Pyrolyse ist eine thermo-chemische Zersetzung von organischem Material (z. B. Holz), die bei hohen Temperaturen und weitgehend ohne Sauerstoff abläuft. Dabei zerfallen die komplexen Moleküle des Holzes: Es entsteht im festen Rückstand Pflanzenkohle (Biokohle) und es entweichen gasförmige und flüssige Bestandteile, das sogenannte Pyrolysegas und Pyrolyseöl. Weil kein freies Feuer brennt, entsteht kein offenes Verbrennungsfeuer, sondern die Biomasse „verkokelt“ zu Kohle.

Durch die Pyrolyse wird das Holz sozusagen in Kohle, Öl und Gas aufgeteilt. Das gasförmige Pyrolysegas und das flüssige Pyrolyseöl enthalten einen hohen Heizwert und werden üblicherweise direkt verbrannt, um Strom und Wärme zu erzeugen. Die feste Pflanzenkohle bleibt als Rückstand übrig und enthält weitgehend den Kohlenstoff des Ausgangsmaterials.

Funktionsweise des Pyrolysekraftwerks

In einem Pyrolysekraftwerk wird Biomasse (z. B. trockene Hackschnitzel) der Region zugeführt und in einem geschlossenen Reaktor erhitzt. Typische Temperaturen liegen zwischen ca. 400–800 °C. Unter dem Sauerstoff­ausschluss zersetzt sich das Holz. Die Anlage arbeitet oft in einem kontinuierlichen Blockheizkraftwerk-(BHKW)-Verbund, der folgende Schritte umfasst:

  • Biomassezufuhr: Holzreste und Hackschnitzel aus örtlichen Wäldern oder Grünabfällen werden zerkleinert und in den Reaktor gefüllt.
  • Pyrolyse-Prozess: Das Holz wird mit externer Hitze erhitzt, dabei spaltet es sich in drei Produktströme auf – feste Kohle, gasförmiges Pyrolysegas und flüssiges Pyrolyseöl.
  • Nutzung der Gase/Öle: Das aufgefangene Pyrolysegas und Pyrolyseöl werden als Brennstoffe in Gasmotoren, Gasturbinen oder Heizkesseln verbrannt, um Strom und Heizwärme zu erzeugen.
  • Wärmenutzung: Die Abwärme aus der Verbrennung wird in Fernwärmenetze eingespeist oder zur Trocknung des Holzes verwendet.
  • Kohlenstoffspeicher Pflanzenkohle: Der feste Rückstand, die Pflanzenkohle, wird entnommen. Er kann als Bodenverbesserer dienen oder in Böden eingearbeitet werden.

Durch diese gekoppelte KWK-Nutzung (Kraft-Wärme-Kopplung) erzielt das Pyrolysekraftwerk hohe Energie­ausbeuten.

Produkte und ihre Nutzung

Bei der Pyrolyse entstehen drei Hauptprodukte, die vielseitig verwendet werden:

  • Pflanzenkohle (Biokohle): Der feste Kohlerückstand ist sehr kohlenstoffreich. In der Landwirtschaft wird er als Bodenverbesserer eingesetzt: Er erhöht die Fruchtbarkeit, bindet Nährstoffe und verbessert die Wasserspeicherung im Boden. Außerdem wirkt er als langfristiger Kohlenstoffspeicher: Studien zeigen, dass bei der Pyrolyse von 1 kg Holz ca. 0,5 kg CO₂ im Boden in Form von Pflanzenkohle für Jahrhunderte gebunden bleiben.
  • Pyrolysegas: Dieses heiße Gasgemisch (hauptsächlich Wasserstoff, Kohlenmonoxid, Methan u.a.) wird in Blockheizkraftwerken (BHKW) verstromt oder in Gasbrennern verbrannt, um Strom und Wärme zu erzeugen. Es ist ein CO₂-neutraler Brennstoff, weil es aus nachwachsender Biomasse stammt.
  • Pyrolyseöl: Das ölige Kondensat kann entweder direkt als Brennstoff in Turbinen oder Ölbrennern genutzt werden oder nach Aufbereitung als Biotreibstoff dienen. Auch dieses Öl ersetzt fossile Brennstoffe und gilt als klimafreundliche Alternative.

Einfach ausgedrückt: Die Pyrolyse verwandelt Holz in Strom und Wärme (durch das Brenngas bzw. Öl) und in dauerhafte Kohle für den Boden.

Vorteile für Klima und Umwelt

Das Pyrolysekraftwerk bringt mehrere ökologische Vorteile mit sich. Zum einen liefert es erneuerbare Energie aus regionaler Biomasse – das entlastet das Klima, weil statt fossiler Brennstoffe nur nachwachsendes Holz verbraucht wird. Außerdem ist die Anlage relativ emissionsarm konzipiert: moderne Pyrolyseverfahren steuern Verbrennungsrückstände gezielt und nutzen Abgase zur weiteren Energiegewinnung.

Ein besonders großes Plus ist die CO₂-Speicherung durch die Biokohle: Der Kohlenstoff aus dem Holz bleibt zum großen Teil dauerhaft gebunden im Boden. Nach Angaben des Umweltbundesamts kann Pflanzenkohle CO₂ langfristig der Atmosphäre entziehen. Forscher haben ermittelt, dass über die nächsten Jahrhunderte rund zwei Drittel des Holzkohlenstoffs im Boden erhalten bleiben können. Damit wirkt das Kraftwerk in Summe klimapositiv – es bindet aktiv Kohlenstoff, statt ihn als Gas freizugeben.

Darüber hinaus fördert die Anlage die Kreislaufwirtschaft: Sie verwertet lokale Biomassereste, die sonst nutzlos wären, und reduziert Abfalltransport. Kommunen gewinnen einen neuen Verwertungsweg für Grünschnitt und Holzreste. Für die Landwirtschaft entsteht ein hochwertiger Bodenhilfsstoff (Pflanzenkohle) als Ersatz für konventionelle Dünger. Allein durch diese Innovation leistet Alpbach einen wichtigen Beitrag zur regionalen CO₂-Reduktion und Bodenpflege.

Chancen für Alpbach

Für die Tiroler Gemeinde Alpbach bietet das neue Pyrolysekraftwerk konkrete Chancen: Dank der eigenen Energieerzeugung wird die Abhängigkeit von teuren Öl- und Gasimporten sinken. Die angegebene Leistung (500 kW Strom/1.000 kW Wärme) reicht aus, um rund 100 Gebäude lokal zu versorgen. Damit stellt Alpbach seine Energieversorgung auf ein regionales Fundament und kann vor Ort rund 100 % seines Bedarfs decken – eine echte Energieautarkie.

Zusätzlich wird örtliches Holz (z. B. Waldrestholz, Grünschnitt) sinnvoll genutzt und bleibt in der Region. Die Gemeinden in den Alpen sind bekannt für große Waldflächen, und die Energie aus heimischer Biomasse schafft Wertschöpfung direkt vor Ort. Gleichzeitig gilt Alpbach als ökologischer Vorreiter: Mit einer Pyrolyse-Anlage betritt die Region technisch Neuland und kann als Musterbeispiel für andere Berggemeinden dienen.

Insgesamt verbindet das Pyrolysekraftwerk Klimaschutz und Wirtschaftlichkeit: Es spart CO₂-Emissionen, fördert lokale Wertschöpfung und liefert gleichzeitig sicheren Ökostrom und -wärme. Damit leistet Alpbach einen positiven Schritt in Richtung Zukunft – innovative Technologie für eine nachhaltige Energieversorgung.

Quellen: Pyrolyse-Verfahren und -Vorteile.

Ein Kommentar zu “Das Pyrolysekraftwerk – Wärme – Strom – Pflanzenkohle

  1. Sophia sagt:

    Super Idee für Alpbach. Das ist ein Meilenstein!

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